Kunst Forum Weil der Stadt

 

Harald Kröner

"Matsushima"

14.11.-12.12.2021

Der 1962 geborene Pforzheimer Künstler Harald Kröner blickt auf eine rege überregionale Ausstellungstätigkeit zurück, er wird von Galerien in Frankfurt, Ettenheim und Solothurn vertreten, Arbeiten von ihm finden sich in zahlreichen institutionellen und privaten Sammlungen im In- und Ausland.

„Prägend für die Kunst von Harald Kröner ist der Wunsch, das Planbare zu überlisten. Alle Welt denkt und handelt nur noch im Rahmen von Projekten und Plänen. Niemand lässt sich gern auf Unvorhergesehenes ein. Dieses Paradigma hebt Harald Kröner in seiner gezeichneten Welt auf und eröffnet Raum für den Zufall und das Unerwartete.“ (Ausschnitt Dr. Gudrun Knaus im Katalog „cut“)

Kröner ist in allererster Linie Zeichner, allerdings weniger mit Bleistift und Papier, vielmehr arbeitet er mit unterschiedlichsten Materialen, farbigen Tuschen, Beizen, Ölfarbe, Hochglanzlacken und Collagen, die nicht selten Alltagsmaterialien in seine Arbeiten einbeziehen. Vielleicht müsste man auch sagen, er arbeitet auf sehr vielfältige Weise mit und auf Papier, von im übrigen handtellerkleinen Miniaturen bis hin zu sehr großen wandfüllenden Arbeiten.

Die Leuchtschriften, die er in Neon ausführt und von denen eine kleine Auswahl an und in der Wendelinskapelle zu sehen ist, spielen sowohl in seinen Arbeiten im öffentlichen Raum und bei Kunst am Bau eine wichtige Rolle als mittlerweile auch als autonome Werkgruppe in seiner freien Arbeit.

Die Ausstellung in der Wendelinskapelle zeigt in einer eigens dafür angefertigten Installation gewissermaßen wie die ineinandergesteckten Schalen einer Matroschka eine kreisförmig angelegte Neonarbeit, eine Auswahl aus den großformatigen Lack- und Tuscharbeiten und als innersten Kreis eine Auswahl aus den kleinformatigen Zeichnungen der letzten beiden Jahre.

Dieser neue Werkkomplex von etwa 300 Arbeiten war in der Folge einer Japanreise im Jahr 2019 und dann natürlich auch unter den Bedingungen des notgedrungenen Rückzugs ins Atelier in Zeiten von Corona entstanden.

Matsushima ist ein für seine Schönheit vom berühmten Haiku-Dichter Basho gerühmter Ort an der Ostküste Japans. Eine kleine Serie von Drucken zu einem dort aufgefundenen „Allomyrina dichotomus“, einem japanischen Samuraikäfer, wurde titelgebend für die Ausstellung.

  Neons außen und innen, Installation fertiggestellt

  Begrüßung durch die 1.Vorsitzende Silvia TL und den 1. Beigeordneten Jürgen Katz

  Einführungsrede durch den Künstler selbst

  Vernissagegespräche

  schwarzwasser – Spiegelung

Harald Kröner? In der Financial Times Deutschland vom 4.7.2008 liest man von ihm: „Das ist für mich das Faszinierendste am Zeichnen, dass jeder, der sich zeichnend sein Terrain erobert, gleich auch ein ganzes Universum, eine völlig neue Sprache erfindet. Und dennoch kann jeder diese neue Sprache sofort lesen. Wenn ich in einer Ausstellung einen neuen Zeichner kennenlerne, fühle ich mich oft wie Christoph Kolumbus bei der Entdeckung eines neuen Kontinents. Geistiges Neuland. Und das Kunstwerk wäre dann, um im Bilde zu bleiben – das Ticket für die Reise.“ Da war man ja gespannt, wohin die Reise gehen würde ...

„Eine Ausstellung, die vibriert, die Bilder beginnen zu tanzen!“ Diese Aussage einer Besucherin hat den Künstler sichtlich gefreut. Harald Kröner erfreute die Vernissagegäste seinerseits mit einer sehr persönlichen lebendigen Einführungsrede, die seine nicht jedem sich gleich erschließende ungegenständliche Arbeitsweise plausibel beleuchtete und seine Ideen - auch Anregungen aus einem längeren Japanaufenthalt - verständlich vorstellte.       

Zunächst allerdings erzählte er von James Joyces Nacherzählung der urkomischen Fabel THE ONDT AND THE GRACEHOPER (wortspielerisch für „ Ameise und Heuschrecke“) und dessen Sinn für das Phantastische und phantasievollen Sprachgebrauch.

Mit diesem in mehrfacher Weise schillernden Begriff Gracehoper als Neonschrift außen an der Südwand der Kapelle beginnt Harald Kröner seine Gesamtinstallation „Matsushima“. Es ist die Außenschale nach dem Matroschka-Prinzip, das im Inneren weitere Kunst-Schalen bereithält: im Dachbereich über dem ‚White cube’ andere Leuchtschriften mit ähnlicher Bedeutungsspielerei; anschließend die Kapellen-Innenwände mit großformatigen Papierarbeiten; die wiederum umschließen eine weitere Raumschale, die aus 2 sich gegenüber stehenden Pultreihen gebildet wird, auf die viele kleinere Bildnotizen gestellt sind; im Zentrum schließlich auf dem Boden liegend mitten im Raum ein einzelner Objektrahmen mit dem Kopf eines Samuraikäfers. Es ist der einzige gegenständliche Gegenstand der Ausstellung

Kröners. Der Künstler hatte dieses geweihartige Objekt zufällig beim Strandspaziergang in Matsushima gefunden. Diese Bucht an der Ostküste gilt ja als Inbegriff japanischer Naturschönheit. Sein sprachloses Staunen über diesen Zufall gleicht dem des japanischen Dichters Basho aus dem 17. Jahrhundert, weswegen Kröner eigentlich nach Japan gereist war. Basho war von der Ausstrahlung des Ortes so überwältigt, dass er einen Haiku verfasste, der nur immer wieder den Namen Matsushima und darauf folgend ein bewunderndes Aaahh! beinhaltet.

So könnte auch die Reihe der Papierarbeiten Kröners auf den Pulten verstanden werden. Es sind Versuche von „Tun im Einklang mit dem Wirkprinzip des Seins“, dem Prinzip des Dao: „Wu wie er wie“, ohne Tun handeln, indem man nicht handelt! Kleine, feine ästhetische Ereignisse.

 


 

Keplerfahnen am Marktplatz von Weil

hinter Denkmal und nahe Geburtshaus Keplers

23.10.2021

Menschengewühl am Samstag (mit 3G-Nachweis) auf dem umgestalteten Marktplatz! Das Warten hat sich gelohnt, man spürt die neue Dimension des Platzes, die beiden historischen Brunnen wurden in Beziehung gebracht, Kepler schaut über den Platz vor einer großartigen Kulisse mit strahlend renoviertem Speidelbau und ehrwürdigem Alten Rathaus. Dort, direkt hinter Keplers stolzem Denkmal, hängt unsere Grußbotschaft. Zum Städtepartnerschaftsfest (60 Jahre Riquewihr, 20 Jahre Bra) waren die Vereine aufgerufen aktiv zu werden.

Wir lassen mit ausgewählten Kunstpostkarten auf zwei 4 Meter langen Fahnen die über 600 Künstler (aus 26 Ländern) von unserem „International Mail Art Project Johannes Kepler“ vor genau 25 Jahren jetzt 2021 die Keplerstadt Weil der Stadt zum 450. Geburtstag Keplers grüßen! Kepler und viele Besucher schauen in eine andere Richtung, aber neben jubilierenden Fanfarenstößen und Bar-Lounge-Klängen haben wir unseren Jubiläums-Akzent gesetzt!

Vielleicht ergibt sich über solch ein Partnerschaftsfest auch mal eine künstlerische Partnerschaft.

 

 


Kunstspaziergang Stuttgart

mit Markus Golser

9.10.2021

  A. Calder, Cringly avec disque rouge, 1973     Micha Ullmann, Abendstern, 1996

  Olav Metzel, Stammheim, 1984                       Wander Bertoni, Ikarus, 1961

  Anja Luithle, Gratwanderin 2011                   (Hier stand 2020 Lenks "Laokoon")

In der Stuttgarter Innenstadt begegnet einem eine Fülle von Skulpturen – vom unübersehbaren Monument (Alexander Calder, *1898-1976, vor dem Kunstgebäude, und Wander Bertoni, *1925, beim Staatstheater) bis zum selbst von alteingesessenen Stuttgartern übersehenen „Miniment“ (Olaf Metzel, *1952, Bolz-/Stauffenbergstrasse). Viele der von namhaften Bildhauern gestalteten Arbeiten widmen sich dem Gedenken an historische Personen oder Ereignisse (Olaf Metzel, *1952, im Hof des Kunstgebäudes, und Peter Lenk ,*1947, vor dem Stadtpalais - wieder abgebaut!), andere kommentieren als „Urban Art“ ihr städtisch-architektonisches Umfeld (Anja Luithle,*1968, auf einer Ballustrade am Haus der Geschichte). Der Rundgang rund um Karlsplatz, Schlossplatz und Schlossgarten bis zur Staatsgalerie, Musikhochschule und Stadtpalais setzte sich mit Auftragsgeschichte, Künstler und formaler Gestaltung von 11 ausgesuchten Skulpturen auseinander und versuchte deren unterschiedliche Wirkungsabsichten zu erschließen.

Markus Golser verstand es mit hoher Kennerschaft und in höchst anschaulicher Weise die Kunstspazierer zu begeistern. Er ging am Ende des informativen Kunstspaziergangs am Sockelrest vor dem Stadtpalais sogar auf die Geschichte des wieder abgeräumten "Schwäbischen Laokoons" von Peter Lenk ein und beantwortete auch persönlich gestellte Fragen sachkundig, freimütig und offen.

 


Christian Guenther

„Greed Again“, Arbeiten auf Papier

12.9.-10.10.2021

 


 

    Grußwort Vorstand und Gemeinderätin STL  Einführung Ulrich Bernhard

    Coronabedingt verstreute Zuhörerschaft        Künstlerwidmung mit Originalzeichnung

    Publikum jeglichen Alters ...

   

   

„Ich finde diesen ehemals sakralen Ort ideal, um ein Thema christlicher Ursünde, der „Gier“ (GREED), zu thematisieren“, beurteilte Künstlerkollege Ulrich Bernhard, der in die Ausstellung „Greed again“ einführte, den Ausstellungsort Wendelinskapelle und beantwortete anschließend folgende Frage ausführlich selbst: „Welche Faszination kann ein Film auslösen, damit der Künstler Christian Günther in unzähligen Variationen die Themen und Bildfolgen als Anregung für eigene Kompositionen verwendet?“

„Greed“ ist eine Ikone unter Cineasten. Erich von Stroheim beschrieb 1924 in seinem Stummfilm das Drama eines polternden und brutalen Helden, durch dessen Rohheit und eben maßlose Gier eine scheinbar zivilisierte Welt elendig zusammenbricht. Christian Günther fühlt sich durch die krasse Realistik und präzise Bildsprache des leider verschollenen Films, den er nur durch Standfotos kennenlernte, seit Jahren derart herausgefordert, dass er diesen zeitlos aktuellen Stoff ähnlich besessen immer und immer wieder mit den unterschiedlichsten Techniken als Maler und Zeichner künstlerisch aufgreift – „Greed again“ eben!

Form und Inhalt können in Kunstwerken glückliche Verbindungen eingehen – Christian Günther arbeitet sich ganz anders an dem Film „Greed“ von Erich (von) Stroheim ab. „Dass er vornehmlich die Gouache, also sich gegenseitig abstoßende Mittel wie ölhaltige Druckfarben, wassergelöste reine Pigmente, Wachs-, Öl-, Kohle- und Bleistifte verschiedenster Härtegrade, zu seinem Medium entwickelt hat, spricht bereits für den Widerspruchsgeist seiner Werke. Dass er selten ein einziges Motiv wählt und herausstellt, vielmehr auf einen Bogen mehrere Bilder nebeneinander stellt und gegeneinander ausspielt, ist ein weiteres Indiz dafür, dass er nicht die Harmonie, sondern die harten Kontraste sucht.“ (Heinrich Dilly im Katalog „Greed“ der Ausstellung im Amerika Haus Stuttgart 1993). Günther zerreißt diese Geschichten von Gier, jedes Ereignis, alle Zustände lustvoll in viele Bilder, die auf einem einzigen Blatt stehen können und aufeinander antworten.

 


Horst Peter Schlotter

„Weil-retrospektiv“- Arbeiten aus vier Jahrzehnten

27.6. - 25.7.2021

    Im Steinhaus Merklingen zeigt Horst Peter Schlotter eine Auswahl seiner Arbeiten aus den vergangenen vier Jahrzehnten – seit er eben in Weil der Stadt-Münklingen wohnt und arbeitet. Über 3 Stockwerke hinweg sind vor allem Bilder, auch Skulpturen, eine Installation und interessanter Weise eine Menge Bücher zu sehen: „Mal-Tagebücher“, Notationen 1982 bis Juni 2021, Zeichnungen, Collagen,  Übermalungen, Bilder, die manchmal auf Tagesaktuelles reagieren, auf Empfindlichkeiten, Begegnungen, auch frei Improvisiertes. Die Untertitel wie „I don’t know what it is“ (Zitat Bob Dylon) verraten einiges über die Vorlieben des Künstlers: Musik, Literatur, Philosophie.

    Steinhaus mit Ausstellungsbanner                Die Vorsitzende begrüsst den 'Maskenball'     Grussworte BM Christian Walter & Einführungsgespräch Irene Ferchl mit HP Schlotter 

"Wir freuen uns, dass diese für 2020 geplante Ausstellung des Mitbegründers und künstlerischen Kopfs unseres Vereins, Horst Peter Schlotter, nun stattfinden kann“ – so eröffnete 1. Vorsitzende Silvia Tanczos-Lückge die Vernissage vor zulässigen 60 vermummten Besuchern im Steinhaus. Dieser allgemeinen Freude schloss sich auch Bürgermeister Christian Walter an, der schon als BM-Kandidat am 5.7.2020 von Anja Luithles „Tafelrunde“ in Weil begeistert war: „Die Lust ist groß, ohne Kultur wird’s still... das Kunstforum ist eine tolle Institution, auf die die Stadt stolz ist."

Im einführenden Gespräch mit der Autorin Irene Ferchl, die Schlotter als „freundschaftliche und wortfindende Begleiterin seit Jahrzehnten“ vorstellte, sprach der Künstler gleich zu Anfang die Probleme beim Bespielen des ehrwürdigen Gemäuers an: „Ich hatte die Idee chronologisch zu hängen, habe aber gleich gemerkt, das geht nicht! Die andere Idee war dann: aus jedem Jahr wenigstens eine Arbeit aber das habe ich dann auch nicht geschafft“. Ferchl sah im dominierenden Bild „In Stücken in der Zeit treiben“ von 2016 im 1. Obergeschoss, auf Plakat und Einladungskarte abgebildet, alle typischen Elemente Schlotterscher Arbeiten: „Dinge oder Undinge, Schalen, Köpfe, Naturprodukte... es können erkennbare Dinge sein, aber auch Bewegungselemente, die eine große Rolle spielen.“ In einem der ausliegenden Kataloge („Bilder im ersten Jahrzehnt 2000-2010“) war ihre treffende sensible Analyse seines Schaffens zu finden: „Man muss nicht eigens betonen, dass die Gegenstände für Horst Peter Schlotter nicht Selbstzweck sind, sondern er sie zum Anlass nimmt, Farben und Formen zu erproben, lustvoll mit ihnen zu spielen, sie in Bewegung zu versetzen oder zum Innehalten zu zwingen – und sie ein Eigenleben entfalten lässt. Statik und Labilität ist (nun) sein Thema, wie es früher das Wachsen von Pflanzlichem, das Unterwegssein von Gehäusen oder das Strömen von Figuren war ... ‘Eine Art Vorgang’ und voller Dynamik ist selbstverständlich der Prozess des Malens selbst: der Künstler gibt und empfängt bei diesem interaktiven Geschehen. Er erschafft etwas und reagiert wiederum darauf, gestaltet und verändert sich selbst dabei.“

Im Steinhaus wurde ein Videofilm als bleibende Erinnerung an die Ausstellung des Kunstforums und in diesem Zusammenhang auch ein Kurzportrait des Künstlers erstellt. Beide Filme sind auf Youtube zu sehen:

https://www.youtube.com/watch?v=udTU0ba7-Qc&t=2s&pp=sAQA

https://www.youtube.com/watch?v=0Bo5K-qp6aI&pp=sAQA

Ein ‚Schlotter’ ist in Weil der Stadt auch über die Ausstellung hinaus zu erleben: ein Abguss seiner Holzskulptur „Gedanke“. Es ist eines der Kunstwerke von 22 Künstlern, das 2017 auf einem Skulpturenweg unter dem Motto „Hier Brenz! Feuer und Flamme für Reformation“ anlässlich des Reformationsjubiläums vor der Brenzkirche aufgestellt wurde und weiterhin dort seinen hervorragenden Platz hat!

 


Tine Schumann

"Umbau", Bilder und Installationen

28.2.-28.3.2021

Tine Schumanns Ideen zur Ausstellung: Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf die
 allgemeine Situation mit Corona.
 Es ist derzeit nicht absehbar, wie lange wir noch in dieser Situation sein werden und wie auch die Notwendigkeit zur Flexibilität ein fester Bestandteil unseres Lebens werden. 

„Ich als Künstlerin bin in eine Situation geworfen, bei der die Ausstellungsbedingungen auch für alle weiteren Beteiligten: das Kunstforum, den Redner und das Publikum nicht klar absehbar sind. So habe ich entschieden den Umbau zum Programm zu machen und auf die sich hoffentlich positiv verändernde Situation auch während der laufenden Ausstellung zu reagieren.“

Ein Blick von Außen war von der Künstlerin von anfang an geplant. Als provisorischer Anbau an der Kapelle wurden Treppen angebracht, so dass auch über die Fenster an Ost- und Südseite in die Kapelle Einsicht genommen werden kann. Der Innenraum der Kapelle ist Montag - Donnerstag 16 - 20 Uhr und Freitag - Sonntag 11 - 22 Uhr beleuchtet!

​Zusätzlich ist es unter Hygieneregeln möglich sich die Kapelle öffnen zu lassen. Voranmeldung bei Silvia Tanczos-Lueckge unter Tel. 07033 529733.

    Ausstellungseröffnung im Außenbereich       Einführungsrede HP Schlotter

    Grußworte des Bürgermeisters                   Fensterblick an der Süd- und Ostseite

   Blick von der Rampe durch das Ostfenster   ins Kapelleninnere     

Weitere aktuelle Informationen und ein Video zur Ausstellung finden sich unter https://www.tine-schumann.de/wendelinkapelle-weil-der-stadt

 

Die Atmosphäre in Tine Schumanns Bildern und Installationen ist konfliktreich und die Szenerie voller Unruhe: Polizisten, Demonstranten, Vögel, Hunde und Wölfe stehen sich gegenüber. Der Mensch ist Tier und verletzliches Wesen in einem fragilen System.

Allerdings sucht man in Schumanns sensiblen Zeichnungen vergeblich nach Darstellung offener Gewalt. Eine Bedrohung entsteht aber durch das Fehlen einer eindeutigen inhaltlichen Orientierung oder Geschichte.

Berichtet wird vom Leben in der Gesellschaft als permanenten Formungsprozess mit steter Veränderung und Verunsicherung. Szenen werden detailgenau beschrieben, zum Teil höchst impulsiv, mit großer Könnerschaft – man merkt der 1972 in Kirchheim geborenen Künstlerin ihr Studium der Malerei bei Sighard Gille an der HGB Leipzig an, das sie 2007 mit Diplom abschloss – Leipziger Schule!

Äußerst versiert zeigt sich Schumann darüberhinaus als Installationskünstlerin: eine seltsame Unruhe beschleicht einem beim Betreten des in allen Dimensionen bespielten Raumes, man sieht sich regelrecht beäugt, überwacht – nachdenklich in diesem erzählfreudigem Geschichtenraum.

  "Nur mit der Ruhe", Ausschnitt                      "fall", Ausschnitt

„Tine Schumanns Werke handeln vom drohenden Verlust des Gleichgewichts der Kräfte alles Lebendigen als Ursprung von Gewalt. Der öffentliche Raum wird täglich mehr und mehr zum Ort der Auseinandersetzungen zwischen gesellschaftlichen Interessengruppen und politischen Kräften. Eigene Erfahrungen und Beobachtungen verdichtet und verfremdet sie zu begehbaren Bildern... Ihre Kunst steht verbindend zwischen Geschehnis und Betrachter, der die Darstellung symbolisch überhöht nachempfinden kann, aber faktisch nicht nacherleben muss. Damit schafft sie...einen ‚Denkraum der Besonnenheit’, von dem Aby Warburg mit Bezug auf...die läuternde Funktion von Kunst sagte, in ihr verkörpere sich der gesamte ‚Leidschatz der Menschheit’.“ (Barbara Straka)