Kunst Forum Weil der Stadt

 

Gert Wiedmaier

Nah sehen - nachsehen

20.11. - 11.12.2016

Gert Wiedmaier „nah sehen – nachsehen“. So intensiv mit unserem Heimatort beschäftigt hat sich keiner unserer Künstler bisher! In einer besonderen Serie präsentiert die Ausstellung fotografische Motive von Weil der Stadt, allerdings anders als gewohnt: es sind Doppelbelichtungen, die mit einer Wachsschicht versehen doppelt an Präzision verlieren und – erstaunlich - gleichzeitig an geheimnisvollem Reiz gewinnen!
H.P. Schlotter am Sonntag in seiner Vernissagerede: „Das Sichtbare scheint zu entschwinden und wird doch aufgeladen durch die Aura des (teilweise) Verborgenen, wobei das Verbergende auch Teil des Sichtbaren sein kann.“

Die Worte, die Wiedmaier seinen Arbeiten voranstellt, wie „Aussicht auf Erinnerung“, „unter Schichten“, „neue Schichten“, oder jetzt „Nah-Sehen Nachsehen“ machen dies deutlich.

In seiner Ausstellungskonzeption für das Kunstforum Weil der Stadt in der Wendelinskapelle wurden auch räumlich-installative Elemente realisiert.

www.facebook.com/kunstforumweilderstadt.de

www.youtube.com/watch?v=CX7lxjG6ihI

 

Gespräch und Diskussion werden in einem GESPRÄCHSFORUM zukünftig stärker in den Vordergrund gerückt.

Zum Thema  IST KUNST GESCHMACKSSACHE? wurde am Donnerstag, 24.11. um 19 Uhr innerhalb der Ausstellung Gert Wiedmaier eine moderierte Diskussionsrunde in der Wendelinskapelle veranstaltet - eine herzliche Einladung ging dazu an alle Interessierte mit und ohne Fachkenntnis!

 

 

 

 

 


 

Christofer Kochs

Resonanzboden, Bilder & Skulpturen

18.9 - 9.10.2016

    v.l.: Ottnad, Kochs, Widmaier, Schlotter (Begrüßung) / Grußworte der 1. Beigeordneten

In ihrem Grußwort für die Stadt zur Vernissage „Resonanzboden“ mit Christofer Kochs zeigte sich Bürgermeister-Beigeordnete Frau Widmaier erstaunt über die Präsenz eines Künstlers hier in der Wendelinskapelle, der eben erst noch in Amsterdam, Frankfurt und München gezeigt wurde, lobte dabei das große Engagement des Kunstforums für Weil der Stadt und wünschte der Ausstellung „ganz viele positive Rückmeldungen“! Anstelle einer Einführungsrede entwickelte Clemens Ottnad vom Künstlerbund Baden Württemberg ein lockeres, gleichwohl fundiertes Gespräch mit dem Künstler: „Wir teilen ja gern in Rubriken ein, denken in Genres – bist Du nun Maler oder Zeichner, Bildhauer, Druckgrafiker, Musiker, Erzähler, Entertainer – oder gleich alles zusammen?“ Er komme eigentlich von der Musik her, habe sich aber schließlich für die Bildende Kunst entschieden Und es gäbe ja auch viele Übereinstimmungen, Vergleichbares in beiden Bereichen: Farbton/Tonfarbe, Rhythmus, Komposition... – „wichtig ist immer die Resonanz, also dass etwas beim Betrachter oder Zuhörer angestoßen, berührt wird!“

        Fotobilder sind flach, billiges Material, schnell verfügbar – Christofer Kochs setzt dem seinen mühsamen Arbeitsprozess entgegen, der das Bild aufwertet: Materialbilder mit geschnittenen, aneinandergefügten und wieder zusammengesetzten oder gefalteten Leinwänden. „Diese sind nun nicht ausschließlich mehr Bildträger, sondern zugleich das Bildthema! ... Was auf den ersten Blick als anheimelnde Langschaftsmalerei anmutet, entwickelt sich auf dem zweiten als kompliziertes und tiefsinniges Bewegungs- und Bedeutungsgeflecht“ (Andrea Brandl im Katalog Schweinfurt, 2016)

„Der vermeintlich zerstörerischen Deformation von Materialem folgt die Re-Komposition ihrer einzelnen Bestandsteile als Wiederfindung der Welt... Es entsteht eine Neuordnung von Ding und Existenz, die scheinbar mühelos auch das Vor- und Zurückblättern der Zeit in ihre verschiedenen Durchgangsstadien ermöglicht.“ (Clemens Ottnad im Katalog Geislingen, 2016).

    Christofer Kochs Ausstellung „Resonanzboden“ ging am Sonntag zu Ende – ohne den Künstler und doch mit seiner Präsenz mit Hilfe einer Musikkonserve: das Multitalent Kochs füllte mit seiner Stimme gewaltig die Wendelinskapelle als Sänger und Gitarrist der Jazzband „The Mufuti Four“. Horst Peter Schlotter resümierte über die Ausstellung, sprach über die Machart der Bilder, die besondere Person des Künstlers und lud die Finissagegäste zur Diskussion ein.

 

 

 


 

Die Faszination des Zufalls

als Schnittstelle zwischen

Kunst und Naturwissenschaft

- eine komplementäre Sicht in 2 Vorträgen:

27.4.2016  Horst Peter Schlotter  "Der Zufall in der Kunst"

  „Der Zufall in der Kunst“ - unter diesem Titel unternahm am 27.4.2016  Horst Peter Schlotter (rechtes Foto rechts) innerhalb der Ausstellung Erwin Holl (Dritter von rechts) anhand zahlreicher Bildbeispiele einen höchst interessanten Ausflug in die Kunstgeschichte. Die Einbeziehung des Zufalls sah er zur Grundlage künstlerischer Gestaltung vielfältiger Ausdrucksformen und Stile vor allem im 20. Jahrhundert werden, konnte sie aber sogar schon für vorgeschichtliche Zeiten nachweisen! Maler, die vor 35000 Jahren in der Chauvet-Höhle die Unebenheiten des Malgrundes geschickt ausnutzten, ließen sich ähnlich vom Zufall leiten wie ein Jackson Pollock in den 1950er-Jahren, der Farbe aus löchrigen Büchsen über seiner Leinwand kreisend darauf tropfen ließ. Dessen Kommentar allerdings lapidar: „Es gibt keinen Zufall!"

21.9.2016  Marko Burghard, "Zufall in der Naturwissenschaft"

    Inmitten der Ausstellung „Resonanzboden“ von Christofer Kochs fand am 21.9.2016 der Lichtbildervortrag "Der Zufall in der Naturwissenschaft" als 2. Teil der Vortragsreihe „Die Faszination des Zufalls als Schnittstelle zwischen Kunst und Naturwissenschaft“ statt, diesmal mit Dr. Marko Burghard vom Max-Planck-Institut Stuttgart. 5/4-Stunden locker-freie Rede mit technisch hochwertigem und höchst interessantem Bildmaterial durfte verkostet, nicht alles konnte sofort verdaut werden. Der Physiker sprach von der Vorhersagbarkeit und Berechenbarkeit der Planetenbahnen, streifte Keplers astronomische Erkenntnisse und Jakob Bernoums Wahrscheinlichkeitsberechnungen, Poincarés Dreikörperproblem, mögliche Grenzen des Quanten-Zufalls, um schließlich philosophisch resümieren zu können: „Letztlich sind doch alle meine Handlungen einzigartig – und dies erkennen zu können, ist die Fähigkeit, glücklich zu sein!“ Dankbar-gelöste Stimmung in der vollbesetzen Wendelinskapelle, nur Prof. Fischer von der Keplergesellschaft merkt noch an, dass Einstein eigentlich nicht von Gott sprach: „Der Alte würfelt nicht!“

 

 


Erwin Holl

"Verhaltenswahrscheinlichkeitsrechnung"

17.4.-8.5.2016

            Jutta Ulmer-Straub (unten links), Ministerialrätin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, im Gespräch mit Vernissageredner Clemens Ottnad und dem Künstler.

"Verhaltenswahrscheinlichkeitsrechnung" - Bilder und Zeichnungen von Erwin Holl in der Wendelinskapelle. Eine lichte, rätselhafte Bilderwelt empfängt den Besucher. Wenn man sich Zeit nimmt, kann man viel entdecken. Oder man lässt sich von Clemens Ottnad einführen: „... Bei Erwin Holl wächst zusammen, was an und für sich überhaupt nicht zusammengehört. In seinen Bildorganismen wuchert Natur in Technik über und umgekehrt, vegetabile Strukturen und architektorale Baukörper werden miteinander verschmolzen, menschliche Körperkontur zerfließend in selbstmächtiges Ornament. So entsteht in der vielschichtigen Verschränkung der Bild- und Bedeutungsebenen ein zeichendichter Dschungel, der eine ungeheure tiefenräumliche Wirkung (in den eigentlich untiefen zweidimensionalen Bildgrund hinein) entfaltet und dessen Sog – so man sich denn auf das optisch-visuelle Beschreiten des zunächst noch unsicher geglaubten Terrains auch wirklich einlässt – kaum mehr zu entrinnen ist.“

 


Eva - Maria Reiner

“Die Welt-die Sprache-der Raum-der Kreis“,

Zeichnung, Relief, Objekt

28.2.-20.3.2016

   

       Eva-Marina Froitzheim bei ihrer Einführung und im Gespräch mit der Künstlerin (Mitte)

    

Hüllen und die Vermessung des menschlichen Körpers!

Dr. Eva-Marina Froitzheim, Kustodin im Kunstmuseum Stuttgart, ging bei der Vernissage vom Ausstellungsort, der Wendelinskapelle, als Hülle für die Kunst aus, als sie mit einführenden Worten die Werke von Eva-Maria Reiner vorstellte. Sie führte eingehend in die Gestaltungsprozesse der Künstlerin ein, die an diesem „Ort der geistigen Vorstellungskraft“ ihr Thema der Vermessung des menschlichen Körpers und der Hüllen desselben umkreist. Dies geschieht einerseits mit abstrakten Zeichnungen, denen Vermessungen menschlicher Körperproportionen zugrunde liegen, und die die Figur mittels mathematischer Prozesse repräsentiert. Frau Froitzheim fühlte sich an Geometrisierungen wie bei Oskar Schlemmer erinnert.

In Vitrinen werden diese Operationen dem interessierten Betrachter nahegebracht. Ihnen liegen allgemeine Prinzipien zugrunde, die auf die Renaissance und den Beginn der Vermessung des Menschen zurückgehen. In den plastischen Objekten, ihren so genannten Gestellen, drückt E.-M. Reiner ihre Vorstellung mittels Textilien, Kleidung in verschiedenen Größen aus. Durch eingebaute rahmenlose Glasbildhalter werden Charakter und Größe, bzw. Proportionen in einer strengen, klaren und konzeptuellen Art präsentiert, die die Wahrnehmung schärft und ungewöhnliche ästhetische Objekte schafft.

1.3.2016 LKZ: "Der Mensch im abstrakten Kunstkonzept"