Kunst Forum Weil der Stadt

 

Horst-Peter Schlotter, "Hybrid"

22. 11. - 13. 12. 2009

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„Hybrid" in der Wendelinskapelle war eine Jubiläumsveranstaltung, ein Fest des Weil der Städters und 2. Vorsitzenden des Kunstforums Horst Peter Schlotter (oben links Bildmitte und rechts mit Irene Ferchl), der mit dieser großartigen Schau das Selbstbewusstsein seiner 60 Lebensjahre und das Können und den künstlerischer Anspruch nach über 40 Schaffensjahren demonstrierte. Die Kapelle war von Kunstfreunden und Künstlerkollegen regelrecht vollgestellt, die Sicht zur Eröffnung deswegen erheblich eingeschränkt. Das Triptychon „Loop" an der ursprünglichen Eingangsfront der Kapelle konnte nur während der Begrüßungsrede des 1. Vorsitzenden Reinhard Bösenberg und der Vernissagerede von Irene Ferchl in seiner gesamten Länge von 5,50 Metern überblickt werden. Schlotter verzichtete auf eine Gesamtschau seines Oeuvres, um in der Kapelle mit wenigen neuen Großformaten eine beeindruckende Rauminstallation zu schaffen. Dazu gehörten auch zwei Pulte mit seinen Maltagebüchern und eine Ansammlung winzig kleiner Bildquadrate auf einer Wandfläche, die nun insgesamt zum Bild mit einer besonderen Ausstrahlung wurden.

Irene Ferchl, Schriftstellerin, Herausgeberin des Literaturblatts und langjährige Wegbegleiterin des Künstlers, führte in die Ausstellung ein: „ „Loop" hat Horst Peter Schlotter dieses dreiteilige Gemälde genannt, und eine sich überschlagende Schleife könnte man auch tatsächlich erkennen - aber um eindeutige Identifikation geht es ihm nicht, das bemerkt sofort, wer die Augen entlang diesem Fries an den Wänden schweifen lässt. Gebündelt und gekreuzt, geschichtet und gemischt - Horst Peter Schlotters Hybrid-Bilder überraschen mit neuen geheimnisvollen Formen und leuchtenden Farbkombinationen, erscheinen zugleich aber vertraut; blaue Stücke und biomorphe Teile schweben entgegen den Gesetzen der Schwerkraft, Strukturen durchdringen und überlagern sich, Striche schaffen Räume und der Raum wandelt sich zur Fläche. Spontan meint man, Früchte, Samen, Blüten zu sehen - oder täuscht man sich? Sind es Zellhaufen mit Kernen, Wasserwesen, Insekten, Innereien?"

Der Künstler nennt diese Werkserien auch „Aus der Naturlehre". Die ausgestellten Bilder basieren nämlich auf alten Schautafeln aus dem Biologieunterricht. Fragmente dieser Lehrtafeln wurden von Schlotter übermalt, überklebt, gescannt, geplottet und wiederum übermalt. Diese neue Art der Mischtechnik hat er perfektioniert und nun auch auf große Leinwandformate übertragen.  Und der Begriff Hybrid meint: „von zweierlei Herkunft, zusammengesetzt aus verschiedenen Teilen, etwas Zwitterhaftes". Schlotters Markenzeichen sind seit jeher Schichtungen, Material-Kombinationen und die Verwendung von Gefundenem. Fundstücke jeglicher Herkunft werden aufbewahrt oder in Skizzenbüchern festgehalten, um sie später in Bildern weiterzuverwerten.

„Wenn Sie die Malertagebücher aufmerksam durchblättern, wird Ihnen auffallen, dass darin Vorlagen, Anfänge, gewissermaßen 'Ideenskizzen', oder auch Werkstattmarginalien auftauchen: beispielsweise gibt es dort eingeklebt sechs von den 'Kleinen Stücken', diesen 10 mal 10 Zentimeter großen Quadraten, die jetzt als Holzobjekte an der Wand hängen, ursprünglich mit dem hübschen Titel 'Eine Veränderung ist eine Veränderung ist eine Veränderung'." ( Irene Ferchl)

 

Einladungskarte Horst-Peter Schlotter

 


EDITHA Pröbstle, "Klappraden, KUUlus und so..."

30.8. - 20.9.2009 im Steinhaus Merklingen

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Die 1948 in Scheer/Donau geborene und in Koblenz lebende Editha Pröbstle studierte an den Kunstakademien Stuttgart und Düsseldorf. Der Kontakt zu Joseph Beuys ist in ihrer vom Gegenstand bestimmten Arbeit weniger nachzuvollziehen, Motivation erhielt sie eher durch ihr Literaturstudium an der Universität in Stuttgart. Ihre phantasievoll überquellenden Holzschnitte behandeln in größeren Themenkomplexen Tiere, Blumen, Arbeitersituationen, aber eben auch Illustrationen zu Texten von Heine, Brentano, Annette Droste-Hülshoff und vor allem ihrer Lieblingsdichterin Ingeborg Bachmann. Deren Gedicht „Anrufung des Großen Bären“ wird im Klappraden „Großer Bär“ visualisiert. Klappraden sind in Form gesägte Holzteile, die farbig bemalt oder beklebt puzzleartig zusammengesteckt werden. Es sind sehr eigene Erfindungen der Künstlerin, wie auch die vollplastischen KUULlus. Diese mit Farbholzschnitten überzogenen Styroporgebilde sind teilweise beweglich und erinnern an Tiere. Die abstrahierten Formen verglich Dr. Evamarie Blattner in ihrer Vernissagerede mit dem plastischen Werk von Henry Moore, dessen Werk von dem Kontrast der „Buckel und Höhlungen“ lebt.

 

 

 


maximal, "Die WELTHANDWERKER"

28.6. – 19. 7. 2009 im Steinhaus in Merklingen

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Die Stuttgarter Künstlergruppe maximal (Isa Dahl, Thomas Heger, Rolf Kilian, Bernd Mattiebe, Rainer Schall, Daniel Wagenblast, Bernhard Walz) entwickelt seit 1994 gemeinsame Ausstellungskonzepte. Die Arbeiten der Künstler aus den Bereichen der Malerei, der Bildhauerei und der Neuen Medien werden in Rauminszenierungen eingebaut, wie z.B. Planschbecken-Konstruktionen in der Klosterkirche Oberndorf 2006, Teppich-rollenlattenmöbel im E-Werk Freiburg 2004, Videoinstallationen im Württembergischen Kunstverein 2008.
www.maximal-web.de.

http://www.kunstforum-weilderstadt.de/pdfs/Einladungskarte%20maximal.pdf


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„Sieben unterschiedliche künstlerische Positionen, eine gemeinsame Präsentation.
Nichts wäre für den Besucher nachvollziehbarer als eine herkömmliche Ausstellung mit Bildern an der Wand und Skulpturen im Raum. Doch weit gefehlt! Die Stuttgarter Künstlergruppe maximal antwortet auf die allerorten anzutreffende Monotonie des Ausstellungsalltags auf ihre ganz spezielle, eigenwillige Art und Weise. In facettenreichen Konzepten und Environments treten ihre Kunstwerke mit Dingen der Alltagswirklichkeit in einen spannungsreichen Kontext.
Isa Dahl malt kraftvolle Bewegung, harmonisch ineinander verwobene Pinselschwünge, selbst das Licht schwingt mit, Organisches in Nahaufnahme?
Thomas Heger sortiert, ordnet zu, malt Gefäße und Gegenstände zurückgenommen im Farbraum. Auch der Mensch tritt auf, kleinformatig und wie verloren in der Farbfläche des Bildes.
Rolf Kilians Bilder sind oft nicht rechtwinklig; ihre äußere Form folgt der Binnenform. Geometrie mit visuellen Stolperfallen, oben-unten, vorne-hinten, - wie ist es richtig?
Bernd Mattiebe malt und arbeitet multimedial. In seinen leuchtenden, kontrastreichen Bildern wurde die Farbe über die Leinwand geschüttet. Eine starke Wirkung - und wir sind mittendrin.
Rainer Schall zeigt die Symbiose von Gegenstand und abstrakter Geste in einer lyrischen Bildsprache, ein moderner Geschichtenerzähler mit den Mitteln der Malerei.
Daniel Wagenblast arbeitet mit der Kettensäge an einer Typologie seiner männlichen Holzfigur. Er bürdet ihr unendlich viele Aufgaben auf, die eigentlich kaum zu schaffen sind.
Bernhard Walz' Markenzeichen ist das abstrakte Farbrelief aus dicker, glänzender Farbe. Verblüffend wie uns das Materialbild in seinen Bann zieht. ...

Was bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch undenkbar war, ist hundert Jahre später eingetreten: Noch nie zuvor hat sich der Künstler von der Vorstellung verabschieden müssen, mit seinem Werk etwas Einmaliges zu schaffen, das vom Betrachter lediglich hingebungsvolle Bewunderung abverlangt. Der überholte auktoriale Künstlerbegriff (allwissend, Urheber) hat zu einer Neubestimmung des künstlerischen Verständnisses geführt. Dieser ist heute darauf ausgerichtet, den Betrachter durch dessen Mitwirkung zu fesseln, den stummen Dialog hör- und sichtbar zu machen. Das hat zur Folge, dass Installationen, Environments und Performences wieder mehr Aufmerksamkeit von Seiten der Künstler erfahren.
Ganz im Sinne aktueller Kunsttrends wird die geforderte Mitarbeit (neudeutsch: Interaktion) des Betrachters auch bei maximal als Mittel zur Wahrnehmungssteigerung eingesetzt. Ihre Kunst markiert als Strategie die Schnittstelle, das Interface, zwischen Wirklichkeit und künstlerischer Bildwelt. Wir können in dieser Ausstellung zwar keine technischen Geräte bedienen, Knöpfchen drücken, mit der Maus über den Bildschirm klicken oder Lichtschranken auslösen, werden von maximal aber durch andere Kunstgriffe gezielt in dialogische Situationen geführt. ...

Die ortsbezogenen Projekte von maximal, die immer auf den Ausstellungsraum und seine Bedingungen ausgerichtet sind, haben ein interaktives Potential. Orte von maximal sind solche, an denen etwas ausgelöst wird, was den Betrachter emotional berührt. So nehmen wir Platz auf den Stühlen, setzen uns aufs Sofa, blättern die Kataloge durch, betrachten die Kunst im Kontext der Installationen, - die Distanz schmilzt, es geschieht etwas...

Dazu passt abschließend das Zitat von Marcel Duchamp: „Der schöpferische Vorgang erhält eine völlig neue Bedeutung, wenn der Betrachter sich dem Phänomen der Verwandlung gegenübersieht. Mit der Verwandlung der trägen Materie in ein Kunstwerk findet eine eigentliche Substanzverwandlung statt, und die wichtige Rolle des Betrachters besteht darin, das Gewicht des Werkes auf der ästhetischen Waage zu bestimmen. Also: es ist nicht der Künstler allein, der den schöpferischen Akt bis zum Ende vollzieht, denn der Betrachter erst stellt den Kontakt des Werkes mit der Außenwelt her, indem er die ihm innewohnenden Werte entziffert und interpretiert und so einen eigenen Beitrag zum schöpferischen Vorgang leistet..." (aus: E. Trier, Bildhauertheorien im 20.Jh.). ..."    -  (Einführungsrede Dr. Sabine Heilig)

 


 

Armin Steudle, „Exotic-Serie“

26. 4. – 17. 5. 2009

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Armin Steudle malt in Bildserien. Im Jahr 2007 malte er "Stillleben" und die hier präsentierte "Exotik" Serie. Die Exotikserie besteht aus 9 größtenteils großformatigen Bildern. Sie ist aus Stichen des 19. Jahrhunderts entwickelt, die Reiseberichte durch ferne Länder und Kontinente illustrierten. Armin Steudle isoliert Details der Vorlagen, vergrößert sie, collagiert sie teilweise und setzt sie ins Farbige um. Oft verschwindet dabei das ursprüngliche Bildmotiv. Staffageartige Randmotive werden zum Hauptmotiv. Trotzdem erahnt man die exotische Welt der fremden Kulturen. All dies im großen Format.


 

Nikolaus Mohr "Magic Boxes"

1. 3. -  22. 3. 2009

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„Mohrs „magic boxes" sind mehr als nur eine originelle Form der Präsentation von Gemälden. Viele der Bilder, so der Künstler in einem Gespräch, sind gar nicht als eigenständige Werke gedacht. Er wähle für die Kuben sogar bewusst zurückhaltende oder schlichte Arbeiten aus, zu starke Kompositionen würden einander in dieser Präsentation bedrängen und stören. Die Werke jedoch, die Mohr für die Kuben aussucht, entwickeln ihre Wirkung gerade in den Korrespondenzen mit den anderen Bildern und zwar nicht nur innerhalb der einzelnen Kuben sondern auch jeweils zwischen den Kuben im Raum. ...

Es lassen sich immer neu kombinierbare, d.h. offene Bedeutungs- oder Referenzsysteme aufbauen. Wir könnten z.B. von dem „Allah-Schriftzug" ausgehen. Sein Komplementärkontrast misst sich mit der Farbkombination des gegenüberliegenden I-Bildes, seine Windungen laden aber auch zum Vergleich mit den Ranken der asiatischen Blumenornamente ein. Selbstverständlich nimmt es als arabisches Symbol auch quer durch den Raum Kontakt mit dem uns Christen vertrauten Alpha und Omega auf. Ja und darüber hängt bedrohlich ein Totenkopf und wer den Blick unter den Allah-Kubus wagt, auf seine unsichtbare Basis, wird noch Verstörenderes entdecken. ...

Neben bedeutungsschweren Chiffren findet man auf manchen Leinwänden völlig unbestimmbare tiefrote organische Formen oder flott hingeschmissene Farbfahrer.Unwillkürlich setzt man als Betrachter die verschiedenen Farben und Chiffren miteinander in Beziehung ... je länger man sucht und schaut, umso mehr verheddert man sich mit seinen Erwartungen und Assoziationen in einem dichten Netz von Bedeutungen und möglichen Zusammenhängen.
Aber keine Sorge, wir haben es hier nicht mit dem Werk eines Welterklärers oder Moralapostels zu tun. Es geht bei aller Rätselhaftigkeit und Bedeutungsschwere erstmal um die pure Freude am Schauen, am Kombinieren, am Fantasieren.
Ein feinsinnig-ästhetisches Glasperlenspiel, mit dem Nikolaus Mohr den Raum in Schwingungen versetzt. It's magic!"

(Auszüge aus der Vernissage-Rede von Dr. Tobias Wall am 1.3. 2009)

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