Kunst Forum Weil der Stadt

 

Schon traditionell beginnt das Kunstforum sein kulturelles Jahresprogramm zu den Weil der Städter Frauenwochen und meist mit einer weiblich besetzten Ausstellung. Diesmal mit 2 Künstlerinnen, die sich hier zum 1. Mal begegneten. Und die Bilder von Edda Jachens und Skulpturen von Monika Majer ergeben einen erstaunlich spannungsvollen Zusammenklang, von dem der 2. Vorsitzende Dr. Marko Burghard bei der Begrüßung der zahlreichen Vernissagegäste sprach. Auf den gemeinsam verständigten Titel „Feine Tektonik“ bezog sich anschließend Dr. Sonja Nolte, die in Ihrem herzlichen Grußwort der Stadt kenntnisreich von regionalen Netzwerken berichtete, die in Weil der Stadt regelrecht übereinander lagern, vom staufischem Straßennetz, den orthogonal darunter verlegten Wasserleitungen, oben einer Tektonik von Dachziegeln bis hin zu Normmaßen eben dieser Ziegel.

Edda Jachens schafft in ihren vielschichtigen Wachsarbeiten und Aquarellen mit reduzierten Geometrien und Strukturen warme Räume, in die man eintreten und sich entführen lassen mag in bekannt Unbekanntes, das weiterweist. Ausgangspunkt ihrer Werke sind Aquarelle mit geometrischen Grundmotiven, entweder farbig oder schwarz-weiß, in denen sie durch Schichtungen und Rückungen eine pulsierende  Räumlichkeit entstehen lässt.

Monika Majer wandelt harte Natursteine in selbstverständlich fließende Formen von sanfter Weichheit und Sinnlichkeit, die man berühren und sich der eigenen Präsenz vergewissern möchte. In diesen plastischen Werken ist es möglich, Assoziationen zu schon gesehenen Dingen wie Naturformen zu finden, sie sind jedoch keine Abstraktion, sondern entstehen aus sich heraus aus dem Arbeitsprozess, worauf auch Titel wie „ohne Weiteres (zart suchend)" verweisen. Sie scheinen oft zu schweben oder zu balancieren. In Verbindung mit der feinen Oberfläche wird der Titel „Feine Tektonik“ sofort anschaulich.

Betrachter können sich bei dieser Ausstellung an ästhetischem Hochgenuss erfreuen  oder noch ganz andere Gefühle empfinden, wie dies Dr. Tobias Wall in seiner Einführungsrede eindrucksvoll ausdrückte: „Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie wohltuend diese Ausstellung für mich ist. Ich weiß nicht, wie es ihnen geht: Ich habe aktuell so ein großes Bedürfnis nach Ruhe, nach einem Ort, an dem mich dieser ganze, kaum zu ertragende Lärm der Gegenwart in Ruhe lässt, ein Ort, der mir „Kraft und Licht“ gibt. Ich finde ihn hier, in der Wendelinskapelle, hier in dieser wunderbaren schwebenden Ausstellung.“

Dr. Tobias Walls Einführung begann mit einem fulminanten Monolog und mündete in ein Künstlerinnengespräch (im PDF nicht enthalten) über Vorgehensweise, Material, Entstehungsprozess und vor allem der Frage: Darf man die Kunstwerke berühren? „Kunstwerke nicht berühren“ steht groß innerhalb der Ausstellung und ist verständlich auf Grund der Sensibilität oder Labilität der Werkstoffe, vor allem aber einer Grundhaltung von Kunstgenuss: Die Kunstwerke zu sich kommen lassen, sie nicht vereinnahmen wollen! In Erinnerung bleibt Dr. Walls Zitat des ukrainischen Komponisten Oleksandr Shchetynsky: „Leider schützt uns die Kunst nicht vor dem Angriff des Bösen. Das Schöne ist nicht imstande, die Welt zu retten, aber es gibt der Menschheit Kraft und ist das Licht, das die Dunkelheit besiegt.“

  Begrüßung Dr. Burghard (Kunstforum)           und Dr. Nolte (Bürgermeistervertreterin)

  Mikrofonhöhe, Scherz zur Frauenwoche?  -  von Dr. Tobias Wall gemeistert!

"Das Schöne ...gibt der Menschheit Kraft ...das Licht, das die Dunkelheit besiegt"

  Künstlerinnengespräch Edda Jachens    -       und Monika Majer

 

Gesprächsaustausch an der Vernissage